Kinderaugenheilkunde
Die ersten Sehtests finden in der Regel im Alter von zehn bis vierzehn Lebensmonaten statt, häufig durch die Kinderärztin oder den Kinderarzt. Eine gründliche Untersuchung durch eine Orthoptistin und einen Augenarzt ist zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr sinnvoll. Je nach Befund sind bis zum Alter von zwölf Jahren regelmässige Untersuchungen notwendig. Ab zwölf Jahren bis ins Erwachsenenalter genügen Kontrolluntersuchungen alle ein bis drei Jahre.
Fehlsichtigkeit (Ametropien) bei Kindern
Meistens sind Fehlsichtigkeiten angeboren. Oft werden sie in den ersten Lebensjahren weder von den Kindern noch den Eltern wahrgenommen. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch entscheidend für eine normale Entwicklung des Sehvermögens. Denn nur durch zeitiges Eingreifen kann eine gesunde Sehkraft erreicht werden.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Kurzsichtige Personen tun sich schwer, weit entfernte Gegenstände scharf zu erkennen, während nahe Gegenstände für sie gut sichtbar sind. Der Grund ist oft ein zu langer Augapfel oder eine übermässige Lichtbrechung durch Linse und Hornhaut, wodurch das scharfe Bild vor der Netzhaut entsteht.
Weitsichtigkeit (Hyperopie)
Weitsichtige haben Schwierigkeiten, nahegelegene Objekte zu erkennen. Dies äussert sich bei Kindern häufig in Problemen beim Lesen oder Schreiben. Meistens ist der Augapfel zu kurz. In seltenen Fällen brechen Linse und Hornhaut das Licht nicht genug, sodass das scharfe Bild hinter der Netzhaut liegt.
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Die Hornhaut hat bei kaum einem Menschen eine perfekt runde Form. Je stärker die Hornhaut verkrümmt ist, desto beeinträchtigter kann sowohl Nah- als auch Fernsicht sein.
Wie werden Fehlsichtigkeiten behandelt?
Zumeist werden Fehlsichtigkeiten durch Brillen oder Kontaktlinsen ausgeglichen. Kinder und Jugendliche sind jedoch anfällig für Infektionen durch Kontaktlinsen, daher raten wir bei ihnen eher zu Brillen.
Schielen (Strabismus)
Beim Schielen schauen die Augen in unterschiedliche Richtungen. Ein Auge fixiert zum Beispiel ein Objekt direkt, während das andere abweicht und ein anderes Bild wahrnimmt. Oft sehen Betroffene Doppelbilder. Gerade bei Kindern lernt das Gehirn allerdings schnell, das Bild des abweichenden, schielenden Auges, auszublenden. Das kann zu einer Schwachsichtigkeit des schielenden Auges führen.
Wie wird ein Schielen bei Kindern behandelt?
Erst wird festgestellt, ob eine Brille benötigt wird. Manchmal verbessert eine Brille das Schielen schon. Wenn eine Brille nichts nutzt, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, damit die Augen wieder parallel stehen.
Schwachsichtigkeit (Amblyopie)
Hauptgründe für Schwachsichtigkeit sind unbehandelte Sehstörungen oder Schielen, aber auch Augenerkrankungen können Schwachsichtigkeit verursachen. Eine einseitige Schwachsichtigkeit wird häufig therapiert, in dem das stärkere Auge mit einem Augenpflaster abgeklebt wird (Okklusion). Dadurch trainiert das schwächere Auge das Sehen. Die genaue Therapie bestimmen Orthoptist:innen individuell. Das schwächere Auge wird durch klassische Naharbeit, wie zum Beispiel Ausmalen beim Tragen des Pflaster, zusätzlich gefördert. Bei beidseitiger Schwachsichtigkeit, verursacht durch eine beidseitige, symmetrische Fehlsichtigkeit, wird eine Brille verordnet.
Farbsehstörungen
Personen, die Farben nicht korrekt unterscheiden können, leiden möglicherweise unter einer Farbsehstörung. Es gibt spezielle Farbsinntests, die eine Farbsehstörung diagnostizieren. Zapfen, spezielle Sehzellen in der Netzhaut, sind für die Farberkennung zuständig. Sind die Zapfen verändert, meist aufgrund einer genetischen Veranlagung, können Betroffene Farben weniger gut wahrnehmen und auseinander halten. Eine angeborene Farbsehstörung ist nicht heilbar, beeinträchtigt aber selten den Alltag gravierend. Sogar mit der weit verbreiteten Rot-Grün-Schwäche kann der Führerschein gemacht und die meisten Berufe können erlernt werden. Spezialbrillen oder Kontaktlinsen können die Farberkennung verbessern.
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