Orthoptik
Was ist Orthoptik?
Als Orthoptik bezeichnet man jenen Fachbereich der Augenheilkunde, welcher sich mit der Behandlung von Schielerkrankungen beschäftigt. Der Begriff Orthoptik stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „richtiges Sehen“. Zu den Schielerkrankungen zählen verschiedene Krankheitsbilder, darunter das „klassische“ Schielen (Strabismus), das Sehen von Doppelbilder (Prismen) und das Augenzittern (Nystagmus). Die Art und das Ausmass des Schielens sind dabei wegweisend für die Symptome. Eine Schielerkrankung liegt dann vor, wenn eine signifikante Abweichung der Blickrichtung von der normalen Sehachse vorliegt. Die beiden Sehachsen liegen normalerweise parallel zueinander – gibt es eine Abweichung, liegt eine Winkelfehlsichtigkeit mit entsprechendem Schielwinkel vor. Dieser kann unterschiedlich gross sein. Grundsätzlich verhält es sich so, dass je grösser der Schielwinkel ist, desto deutlicher sind die Symptome und/oder Beschwerden. Zu diesen Symptomen gehören vor allem eine Lese- und Konzentrationsschwäche, vermehrte Kopfschmerzen und/oder ein auffällig häufiges Augenzwinkern. Wichtig ist es, die Ursache zu eruieren und zu behandeln – eine solche Therapie ist in der Regel vielversprechender als nur eine symptomatische Behandlung.
Eine kleine Bemerkung am Rande: Die perfekte Parallelität der Sehachsen stellt ein Optimum dar. Es gibt viele Menschen, bei denen eine kleine Abweichung vorliegt und diese kein Problem darstellt, da sie ausreichend kompensiert werden kann. Aufgabe des Augenarztes/Augenärztin ist es, jene Personen zu identifizieren, die von einer ausgeprägten Schielerkrankung und entsprechenden Symptomen betroffen sind.
Schielen (Strabismus): Untersuchung und Therapie
Der Strabismus ist jene Form der Schielerkrankungen, welche umgangssprachlich auch als das typische „Schielen“ bezeichnet wird. Dabei werden eine manifeste und eine latente Form unterschieden: Beim manifesten Strabismus befindet sich das betroffene Auge dauerhaft in einer abweichenden Stellung von der natürlichen Sehachse – daran ändert auch das gesunde Auge nichts. Beim latenten Strabismus hingegen vermag der Input des gesunden Auges dem betroffenen Auge ausreichend Hilfestellung zu geben, sodass sich dieses in die korrekte Stellung und damit in die normale Sehachse bringen kann. Dies ist möglich, weil die Informationen, die vom Auge an das Gehirn weitergeleitet werden, im Gehirn via Synapsen verschaltet und somit ausgetauscht werden. Das betroffene Auge kann sich dank der Informationen des gesunden Auges also in gewissem Masse beobachten, was zu tun ist. Aufgrund dieses Prinzips wurde der Cover-Test zur Detektion des latenten Strabismus entwickelt: Dabei wird abwechslungsweise ein Auge abgedeckt (covered) und die Reaktion des anderen Auges beobachtet. Bei einem gesunden Auge ändert der fehlende Input des anderen Auges nichts an der Stellung des Augapfels. Beim latent schielenden Auge kommt es jedoch zu einer sichtbaren Abweichung (Schielwinkel), da das Auge nun „auf sich alleine gestellt“ ist und keine Orientierungshilfe mehr bekommt. Die Eigendynamik beider Augen kann somit einzeln untersucht werden.
Schielerkrankungen sind oft genetisch bedingt und treten daher schon relativ früh – häufig vor dem 2. Lebensjahr – auf. Den regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen beim/ bei der Kinder- oder Augenarzt/ärztin kommt eine wichtige Bedeutung zu – denn die frühzeitige Erkennung und Therapie eines Strabismus kann einen signifikanten Einfluss auf die weitere Entwicklung des Sehvermögens haben. Unter Umständen kann die Schielerkrankung damit sogar „geheilt“ werden. Die verschiedenen Aspekte der Sehfähigkeit entwickeln sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Kindheit – das binokulare bzw. räumliche Sehen entwickelt sich erst relativ spät und ist bei Eintritt ins Schulalter voll ausgebildet. Daher sind jegliche Interventionen zu einem früheren Zeitpunkt sehr wertvoll und gegebenenfalls entscheidend dafür, dass das betroffene Auge nicht „verkümmert“, sondern heilt. Dazu bieten sich sowohl konservative als auch chirurgische Ansätze an.
Doppelbilder (Prismen): Untersuchung und Therapie
Prismen sind Doppelbilder, die – wie der Strabismus – durch eine Winkelfehlsichtigkeit zustande kommen. Dabei handelt es sich jedoch häufig um eine „versteckte“ Form des Schielens, die nur schwer zu detektieren ist. Doppelbilder entstehen durch ein Kräfteungleichgewicht der Augenmuskeln, die den Augapfel steuern. Ist ein Muskel weniger stark als sein Gegenspieler, wird das Auge vermehrt in Richtung des stärkeren Muskels gezogen und weicht damit von der natürlichen, parallelen Sehachse ab. Ein geeigneter Test zur Feststellung von Prismen ist der Kreuztest: Der zu Untersuchende/die zu Untersuchende betrachtet dabei ein Kreuz. Kreuzen sich waagrechte und die senkrechte Linie dabei nicht in der Mitte, ist dies ein klarer Hinweis auf Prismen, welche weiter abgeklärt und vor allem quantifiziert werden sollten. Da diese Form der Schielerkrankungen oft erst sehr spät (zu spät für gewisse Behandlungen) entdeckt wird und durch spezielle Umstände zustande kommt, gibt es spezielle Prismengläser mit einem keilförmigen Schliff, welche die Lichtstrahlen so bündeln und auf die Netzhaut projizieren, dass wieder ein (!) scharfes Bild entsteht. Da die vorangehenden Messungen für diese Gläser sehr komplex sind und ein entsprechendes Wissen voraussetzen, wird empfohlen hierfür eine/n ausgewiesene/n Prismenspezialisten/in zu konsultieren.
Augenzittern (Nystagmus): Untersuchung und Therapie
Das Augenzittern (Nystagmus) gehört ebenfalls zum Fachgebiet der Orthoptik. Das Zittern der Augen ist dabei Ausdruck der Bemühungen des Gehirns, ein scharfes Abbild auf der Netzhaut zu generieren, was ansonsten nicht möglich ist. Die Augenbewegungen sind ruckartig und unwillkürlich – was bedeutet, dass Betroffene sie nicht kontrollieren können. Dies kann mitunter zu einer ziemlichen Belastung für die Betroffenen werden.
Der Nystagmus stellt eine relativ häufige Nebenerscheinung verschiedener Erkrankungen dar, wobei diese jeweils unbedingt genauer untersucht werden sollten. In einem ersten Schritt ist es deshalb wichtig festzustellen, ob es sich beim Nystagmus um eine primäre (angeborene) oder sekundäre (erworbene) Form handelt. Im Falle von Letzterem sollte die zugrundeliegende Ursache möglichst rasch zu evaluiert werden. Zu den wichtigsten und häufigsten Ursachen für ein erworbenes Augenzittern gehören zum Beispiel gewisse Medikamente, Schäden am Gleichgewichtsorgan im Ohr (zum Beispiel durch Trauma oder Infektionen), Hirnverletzungen oder ein Schlaganfall. Gerade letzteres zeichnet sich durch eine sehr charakteristische Form des Nystagmus aus – den Blickrichtungsnystagmus. Der normale Nystagmus hat in der Regel eine Richtung, in die er immer wieder ausschlägt. Bei einem Blickrichtungsnystagmus hingegen, wechselt diese Richtung ständig. Da es sich bei einem Hirnschlag um einen medizinischen Notfall handelt, ist das Erkennen solcher Anzeichen von grösster Bedeutung. Ausserdem muss sofort eine adäquate Therapie eingeleitet werden. Dies gilt auch für weniger akute Auslöser: Die vielversprechendste Behandlung eines erworbenen Nystagmus ist die Behandlung der Ursache. Sollte keine solche vorliegen oder festgestellt werden können, bieten sich des Weiteren operative Eingriffe oder Spritzen zur Therapie an.
Gerne stehen wir Ihnen jederzeit für weitere Fragen zur Verfügung – unsere Spezialisten/innen der Augenarztpraxis in Zollikofen helfen Ihnen gerne weiter. Melden Sie sich noch heute für einen Untersuchungstermin – wir verschaffen Ihnen gerne den erwünschten Durchblick!
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